Tipps und Tricks bei Bandscheibenvorfall

 

Ich habe Bandscheibe!! Seit Horst Schlemmer sind Redewendungen wie diese weit verbreitet! Was lustig klingt ist in Wahrheit sehr gefürchtet. 

 

Was ist eigentlich eine Bandscheibe? Warum macht sie Schmerzen? Gibt es vielleicht auch eine andere Ursache für Rückenschmerzen, die gar nichts mit der Bandscheibe zu tun hat? Das finden wir heraus! Und vor allem,  was kann man tun?

 

Nach mehrstündiger Arbeit am PC ruf etwas in Dir nach einem Päuschen und einem heißen Kaffee. Du hievst Dich aus Deinem Bürostuhl hoch und...aber verdammt noch mal was ist denn das? Der Rücken mag sich gar nicht mehr richtig strecken lassen und jeder Versuch es zu wagen scheitert am scharfen, stechendem Schmerz, der plötzlich einschießt? So schleicht man mit Mitte 30 gebeugt wie eine 90 Jährige zum Kaffeeautomaten mit der bangen Hoffnung vom netten Kollegen neben an nicht bemerkt zu werden...man wollte sich doch eigentlich in einer ganz anderen Haltung präsentieren...oh NEIN und jetzt das.

 

Was ist passiert?

 

Sitzen wird zur körperlichen Gewohnheit

 

Wer lange sitzt, bei dem wird´s zur Gewohnheit. Der Körper richtet sich auf "Sitzen"ein, also auch beim aufrecht Stehen und Gehen ist "Sitzen" auf einmal angesagt. Das heisst, alle Muskeln der Körpervorderseite, vor allem in Leisten- und Hüftgegend kommen in eine Beugestellung und werden verkürzt und fest. Die Bandscheiben, die eigentlich als Platzhalter und Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern dienen, werden zusammengepresst und nach hinten gedrückt. Die große Lendenfaszie  wird überdehnt und die Rückenmuskulatur schwach. Sie kann die Bandscheibe nicht mehr nach vorne schieben. 

 

 

Was ist denn eine Bandscheibe?

 

Bandscheiben sind bindegewebige Kollagenkissen die zum größten Teil aus Wasser bestehen. In der Mitte haben sie einen gallertartigen Kern. Sie dienen als Platzhalter zwischen den Wirbelkörpern und schützen als Stoßdämpfer unser sensibles Rückenmark vor Verletzungen. Gleichzeitig sorgen sie für eine reibungslose Bewegungsfreiheit in alle erdenklichen Richtungen.

Sie sind also hochflexibel und nahezu reißfest. Außer sie werden in die Enge getrieben. Das mögen sie nicht.

Aber keine Sorge. Aus der Faszienforschung weiss man heute, dass gerade einmal 20 bis 25 % der Rückenschmerzen tatsächlich von der Bandscheibe kommen. 

 

Was löst den nun die Schmerzen aus?

 

Schmerzen entstehen in den kollagenen Hüllstrukturen der Muskulatur. Den Muskelfaszien. Also nicht das rote Muskelfleisch schmerzt, sondern die weiße, bindegewebige Haut.

 

Stell Dir ein Seil vor, dass unter starker Zugspannung steht. Irgendwann wird es dünn und porös, bis es schließlich reißt. Das gleiche geschieht auch mit der großen Lumbalfaszie im unteren Rücken. Durch die Rundrückenhaltung am Arbeitsplatz dünnt die Faszie aus und verliert an Elastizität. Es entstehen Mikrorisse. Durch die neueste Faszienforschung weiß man heute, dass diese Mikrorisse in der Rückenfaszie Auslöser für chronische Rückenschmerzen sein können. Will man sich nach langem Sitzen aufrichten, meckert die Faszie, weil sie aus der Überdehnung nicht heraus kommt. Das ist dann so als ob  ein poröses Seil ein Gewicht tragen soll für das es nicht gemacht ist.

 

Was ist denn eigentlich ein Bandscheibenvorfall?

 

Ein muskuläres Ungleichgewicht bringt die Bandscheibe zum platzen

 

Durch die Schwerkraft wird der Druck in der Lendenwirbelsäule verstärkt und kann aufgrund der Verkürzung in Hüfte, Po und Bauch und der Schwäche im unteren Rücken nicht mehr richtig über die Beine abgeleitet werden. Es kommt zum Stau in der Körpermitte mit extremer Druckbelastung auf die Bandscheiben.

 

Heben wir in diesem desolaten Zustand der Wirbelsäule jetzt etwas schweres hoch oder stehen unter starken Stress am Arbeitsplatz, der ebenfalls Druck auf den Köper erzeugt, so sucht sich die Bandscheibe ein Ventil. Sie kann der Kompression nicht mehr standhalten.  Der Sicherheitsring der Bandscheibe platzt auf und die zähe Flüssigkeit tritt aus und drückt auf den Nerv. Dann ist erst mal Schluss mit Lustig. Nach all dem Druck ist erst mal Bettruhe und Entlastung angesagt. Wir sind außer Gefecht gesetzt. Der Körper hat für uns die Sache geregelt...

 

Häufige Ursachen für Bandscheibenvorfälle

 

-  viel Sitzen!!

-  wenig Bewegung

-  massive Druckbelastung (Heben von schweren Gegenständen)

-  langanhaltende  Stresszustände (Zeitdruck im Büro, Familie und Arbeit)

-  ungünstige Körperhaltung und falsche Bewegungen am Arbeitsplatz beim Sport

 

Was kann ich tun damit es erst gar nicht so weit kommt?

 

Wir müssen unserem Körper vermitteln das dieses "Sitzen"eigentlich gar nicht unser Ding ist. Erstens sieht es  bescheuert aus wie ein Affe herumzulaufen und zweitens ist es nicht förderlich für unsere Gesundheit. Klar, im Büro bleibt uns nichts anderes übrig,  aber das ist ja nur die Hälfte vom Tag.  Verbleibt uns also noch die Hälfte der  Zeit um  dem Körper vom  "Sitzaffen"  in einen "Aufrechtmenschen" umzuprogrammieren. Das tun wir in dem wir all das üben was gar nicht nach sitzen aussieht. Und das am besten jeden Tag. Wir bewegen uns ins Hohlkreuz,  dehnen die Hüften und Kräftigen unseren Rücken und strecken die Körpermitte.  Der Körper wird dadurch wieder elastisch und  aufgerichtet und kommt gar nicht auf dumme "Sitzgedanken".

 

Hier ein Übung die es in sich hat:

 

Lass Schmerz zu Deinem Freund werden

 

Wenn Du schon in Therapie bist, dann mach doch mal ein Experiment. Wenn Dein Physiotherapeut in schmerzhaftem Gewebe Druck ausübt, wie reagiert da Dein Körper? Reagiert er mit Anspannung oder reagiert er mit Öffnung. Probier mal aus, ob Du es schaffst, diesem unangenehmen Gefühle mit einem inneren Ja und Hingabe zu begegnen. Bitte Deinen Therapeut langsam den Druck zu erhöhen bis Du an Deine Schmerzgrenze gerätst, aber immer noch entspannt bleiben kannst. Keine Sorge, Du wirst dadurch nicht gleich zum Masochisten. Versuche  ungefähr 2 Minuten dabei zu bleiben. Atme! Manchmal hilft auch sanfte Bewegung um besser mit dem Schmerz umgehen zu können!

 

Du wirst sehen. Mit etwas Übung gelingt es Dir immer leichter bei unangenehmen Stellen bleiben zu können! Der Körper braucht Zeit und Dein Bewusstsein um die nötigen Informationen ans Gehirn zu schicken um Veränderungen vorzunehmen. Deine Faszien beginnen dann regelrecht zu schmelzen.

 

Wenden diese Übung nun beim Training zu Hause an. Leichter Schmerz ist gewollt und wünschenswert. Also nicht aufhören wenn´s weh tut. Genau hier spielt die Musik. Nähere Dich  langsam und mit voller Aufmerksamkeit (also nicht dabei Fernsehen, etc.) Deinen Blockaden und verweile mindestens 2 Minuten dort! Es wird´s besser! Versprochen!

 

Willst Du Schmerzen vermeiden dann halte Deine Faszien frisch und elastisch

 

3 schöne Übungen zum abschauen und nachmachen:

 

1. Schwungvolle, federnde Bewegungen mit leichten Gewichten lassen dein Bindegewebe auftanken. Es wird geschmeidig und Widerstandsfähig.

 

https://www.youtube.com/watch?v=2wJCmOVoM74

https://www.youtube.com/watch?v=1xcwTlBuQFA

 

2. Vom Sitzaffen zum Menschen: Dehnung der Hüfte, des Bauches und gleichzeitige Kräftigung des Rückens

 

https://www.youtube.com/watch?v=osItcX1EC5o

 

 

3.  Rollern mit Faszierolle oder Franklinbällen

 

http://www.1x1sport.de/neuer-koerperkult-wie-die-blackroll-unsere-faszien-anregt/

https://www.youtube.com/watch?v=osItcX1EC5o

 

Tip: erst mal zu Hause im stillen Kämmerlein ausprobieren und dann ins Büro übertragen. Wenn Du einmal weißt um was es geht, kannst Du alle Übungen kreativ abwandeln und bürotauglich machen..... und ganz nebenbei Deinen  feschen Kollegen sprachlos machen.

 

Wenn mich die Muse küsst, dann veröffentliche ich ein Video mit Faszienübungen von mir. Aber solange ich noch nichts habe, gibt es gute Alternativen von Menschen die sich auskennen und sehr gute Arbeit machen.

 

Vielen Dank für die tollen Videos und viel Spass beim ausprobieren!! 

 

 

 

Wissen ist die beste Medizin 

 

Herzlich Larissa